Stern der Ungeborenen : Ein Reiseroman
Franz Werfel72.-73. Tausend
Diesen umfangreichen Roman voller Traumvorstellungen, utopischer
Phantasien über eine »astromentale« Welt hat Werfel im Frühjahr 1943
begonnen und am 24. August 1945, zwei Tage vor seinem Tod abgeschlossen.
In drei Teilen berichtet er darin - nach dem Muster von Dantes
›Göttlicher Komödie‹ - von einer dreitägigen Reise im Jahr 1943 in
philosophische Lokationen, in denen die Grenzen von Realität und Fiktion
aufgehoben sind: Er bewegt sich in der Verschränkung von Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft. Der Reisende »F. W.« projiziert unter der
Führung seines wiedererstandenen ältesten und besten Freundes »B. H.«
den geistigen und den politischen Zustand seiner realen Zeit und
Gegenwart 1943 in die Welt der Astromentalen in utopischen Dimensionen.
Dabei lernt er die eigene phantastische Vorstellungswelt als Bruchteil
des Möglichen zu erkennen: in jenen fernen Zeiten leben die Menschen
frei von Schmerz und Krankheit, Alter und Not, aber ohne Musik und
Dichtung, jedoch auch ohne Arbeit. Zugleich findet er seine Hypothese
aus der realen Gegenwart bestätigt, daß sie dann noch weiter von Gott
entfernt sind, daß Hybris und Ranküne, Selbstüberhebung und Zwietracht
der herrschenden Kräfte auch diese, die Jahrtausende spätere Welt
zerrütten.